Hüren & Kollegen

Lasst uns reden:
Über Weisheitszähne

Weisheitszähne: Zu spät gekommen, kein Platz mehr frei?

Weisheitszähne sind wie unliebsame Partygäste: Sie kündigen sich unverbindlich an, kommen dann erst spät (wenn überhaupt) und machen häufig Ärger. Dicke Wangen, Zahnfleischentzündungen und pochende Weisheitszahn-Schmerzen sind nur einige der Phänomene, die ihr verspäteter Auftritt mit sich bringen kann. Oft ist dann eine Weisheitszahn-OP erforderlich. Aber warum machen die „Achter“, wie sie im zahnärztlichen Fachjargon heißen, uns überhaupt Schwierigkeiten? Und wie kann man dem am besten vorbeugen?

Zahnarzt Dr. Dennis Hüren erklärt im Gespräch, warum die Weisheitszähne eine besondere Rolle im menschlichen Gebiss spielen, wann man die Weisheitszähne entfernen lassen sollte und wie der Eingriff abläuft.

In diesem Text:

  • Warum haben wir Weisheitszähne?
  • „Weisheitszahn wächst schief“ – was heißt das
  • Weisheitszähne entfernen oder nicht?
  • Weisheitszähne Symptome
  • Weisheitszahn-OP mit Vollnarkose?

Warum haben wir Weisheitszähne?

Frage: Herr Dr. Hüren, warum haben wir überhaupt Weisheitszähne?

Dr. Hüren: Weil die Evolution ziemlich langsam ist – langsamer jedenfalls als die kulturelle Entwicklung. Im Steinzeitalter hatten die Menschen eine andere Ernährung als heute: Sie aßen rohes Fleisch und unverarbeitete Nahrung, die schwer zu kauen war. Da waren die Weisheitszähne als zusätzliche Kauhilfen nützlich. Der Kiefer der Steinzeitmenschen war auch entsprechend größer als unser Kiefer. Seit einigen tausend Jahren essen wir nun vorwiegend gekochte, gebratene, gebackene oder sonstwie verarbeitete Nahrung, deshalb ist unser Kiefer kleiner

geworden. Die Weisheitszähne sind aber immer noch da. Sie haben jetzt jedoch zu wenig Platz, deshalb verursachen sie Komplikationen.

Frage: Und warum bekommen wir die Weisheitszähne erst so spät?

Dr. Hüren: Dass die Backenzähne nicht alle auf einmal erscheinen, ist in unserem biologischen Bauplan verankert. Die ersten Molaren, also die ersten bleibenden Backenzähne, brechen im Alter von 5–7 Jahren durch. Dann folgen die zweiten Molaren – sie erscheinen um das 11. bis 14. Lebensjahr herum. Die Weisheitszähne wären als dritte Moralen zwischen dem 17. und dem 25. Lebensjahr dran. Da ist der Kiefer aber in aller Regel schon „voll“.

„Weisheitszahn wächst schief“ – was heißt das?

Frage: Woran erkennt man, ob das der Fall ist? Oder anders gefragt: Wie kann man beurteilen, ob die Weisheitszähne vielleicht doch noch genügend Platz finden?

Dr. Hüren: Dazu reicht ein Röntgenbild. Darauf sieht man, wie viel Raum vorhanden ist und in welchem Winkel die Weisheitszähne nach oben wachsen. Bei der Diagnose „Weisheitszahn wächst schief“ muss man genauer hinschauen.

Frage: Sind schief wachende Weisheitszähne generell ein Behandlungsfall?

Dr. Hüren: Na ja, sie sind jedenfalls „Problemkandidaten“. Ob sie entfernt werden müssen, hängt von mehreren Faktoren ab. Ein Weisheitszahn, der zwar gekippt ist, aber sehr tief liegt und nicht gegen den benachbarten Zahn drückt, macht mir keine Sorgen. Stößt er aber gegen den „Siebener“ oder ist der Weisheitszahn verlagert, sodass er voraussichtlich nicht an seiner normalen Position herauswachsen wird, sieht die Sache anders aus. Bei schief wachsenden Weisheitszähnen ist auch die Wahrscheinlichkeit groß, dass sie nicht komplett herauskommen. Man spricht dann von einer „Teilretention“. Dabei verbleibt eine Tasche im Zahnfleisch, in der sich Bakterien sammeln können. Das wiederum ruft erfahrungsgemäß oft Entzündungen hervor. Aber: Manche Zähne ändern ihren Winkel auch während des Herauswachsens. Und manche Weisheitszähne wachsen überhaupt nicht heraus, sondern bleiben unterwegs stecken. Wenn der Besitzer bzw. die Besitzerin Glück hat, bleiben sie danach unauffällig.

Weisheitszähne entfernen oder nicht?

Frage: Heißt das, dass die vorsorgliche Weisheitszahn-Entfernung immer eine Ermessenssache ist?

Dr. Hüren: Ja. Ob man einen Weisheitszahn prophylaktisch entfernt, ist immer eine Abwägung von Risiko und Nutzen. Das sagen wir unseren Patientinnen und Patienten auch.

Frage: Welche Philosophie haben Sie persönlich?

Dr. Hüren: Ich vertrete die Ansicht, dass man Weisheitszähne mit Problempotenzial frühzeitig herausnehmen sollte. Frühzeitig heißt: wenn die Zähne zu zwei Dritteln entwickelt sind. Dann kann man sie gut greifen, und die Extrahierung ist entsprechend einfach. In der modernen Zahnmedizin geht der Trend zwar weg von der präventiven Weisheitszahn-Entfernung – die Devise lautet eher „Watch and Wait“ –, aber das ist ein Spiel mit hohem Einsatz. Müssen die Zähne später nämlich doch gezogen werden, etwa, weil sie gegen die Siebener schieben oder weil sie sich laufend entzünden, so ist der Eingriff wegen der dann vorhandenen Wurzeln erheblich aufwendiger. Bei sehr ungünstiger Lage der Weisheitszähne oder wenn die Achter schon eine Auflösung der Zahnsubstanz an der Wurzel des Siebeners verursacht haben, verliert der Patient am Ende neben den Achtern vielleicht auch noch die Siebener, und das wäre dann ein echtes „Minusgeschäft“. Deshalb rate ich dazu, nicht zu warten, bis Risiko-Weisheitszähne Beschwerden verursachen.

Weisheitszähne Symptome

Frage: Welche Beschwerden können denn auftreten?

Dr. Hüren: Da gibt’s eine ganze Reihe. Typische Weisheitszahn-Beschwerden sind Zahnschmerzen, Druckgefühle im Kiefer und geschwollene Lymphknoten. Und wenn Weisheitszähne nicht komplett herauskommen, bildet sich über ihnen eine „Schleimhautkapuze“. Diese Kapuze macht eine ordentliche Zahnreinigung manchmal unmöglich, wodurch sich das Risiko für Karies stark erhöht. Bleiben unter der Schleimhautkapuze Essensreste zurück, kann das außerdem Entzündungen auslösen. Auch das Beißen auf die Schleimhautkapuze ist unangenehm bzw. schmerzhaft.

Frage: Muss ein Weisheitszahn, der Beschwerden verursacht, aber in jedem Fall gezogen werden?

Dr. Hüren: Nein. Ein Weisheitszahn, der genügend Platz im Kiefer hat, aber aufgrund einer Schleimhautkapuze häufig entzündet ist, kann auch operativ freigelegt werden. Der Eingriff ist minimalinvasiv, es wird dabei nur die Schleimhaut über dem Zahn weggeschnitten. Allerdings besteht das Risiko, dass die Schleimhaut wieder nachwächst.

Weisheitszahn-OP mit Vollnarkose?

Frage: Und wenn die Weisheitszähne entfernt werden müssen – wie geht das dann?

Dr. Hüren: Die Entfernung von Weisheitszähnen ist ein Routineeingriff, der in der Regel mit örtlicher Betäubung durchgeführt wird. Alternativ kann er auch unter Vollnarkose oder unter Lachgassedierung vorgenommen werden. Das ist vor allem dann sinnvoll, wenn bei einem Patienten oder bei einer Patientin die Angst vor dem Eingriff – oder generell vor einer zahnärztlichen Behandlung – sehr groß ist. Häufig ist die Weisheitszahnentfernung ja der erste chirurgische Eingriff im Mund, den ein junger Mensch erlebt, und da ist große Nervosität durchaus verständlich. Die Sache ist aber meistens halb so wild. Zu beachten ist nur, dass eine Vollnarkose bei der Weisheitszahn-Extrahierung lediglich in Ausnahmefällen von der gesetzlichen Krankenversicherung übernommen wird. Und Lachgassedierungen werden von gesetzlichen Versicherungen generell nicht übernommen.

Frage: Viele Jugendlichen haben ja auch nicht nur vor der Weisheitszahn-OP selbst Angst, sondern vor den Schmerzen danach. Was können Sie dazu sagen?

Dr. Hüren: Zu der Frage „Schmerzen nach Weisheitszahn-OP – wie lange?“ gibt’s unterschiedliche Erfahrungsberichte. Manche Patienten haben nicht einmal echte Schmerzen, sondern nur ein Druckgefühl. Wenn postoperative Schmerzen auftreten, dann dauern sie in der Regel nur wenige Tage. In dieser

Diese Website benutzt Cookies. Wenn Sie die Website weiter nutzen, gehen wir von Ihrem Einverständnis aus. Lesen Sie die Datenschutzbestimmung
OK
Bewerten Sie uns
Unsere Praxis ist barrierefrei
Bitte beachten Sie, dass unsere Rezeption montags, dienstags und donnerstags von 08:00 - 18:00 Uhr und mittwochs und freitags von 08:00 - 14:00 Uhr zu erreichen ist.

Zahnärztlicher Notdienst

Sie erreichen den zahnärztlichen Notdienst für NRW unter folgender Rufnummer: 01805 – 98 67 00. Nähere Infos finden Sie unter: https://www.zahnaerztekammernordrhein.de/#notdienst
Ⓒ 2025 - Dr. Hüren & Kollegen, Zahnarzt Möchengladbach (NRW)