Hüren & Kollegen

Lasst uns reden:
Über Zähneknirschen

Zähneknirschen – ein aufreibendes Phänomen

Bei vielen Menschen knirscht und knarzt es nachts daheim – nicht etwa im Dachgebälk, sondern im Mund. Sie pressen nämlich die Zähne aufeinander. Dieses „Knirschen“ mit den Zähnen, medizinisch „Bruxismus“ genannt, ist ein relativ weit verbreitetes Phänomen. Leider ist es nicht harmlos: Die möglichen Folgen von Zähneknirschen reichen von starker Abnutzung des Zahnschmelzes bis hin zu Kiefergelenksbeschwerden. Zahnarzt Dr. Dennis Hüren erklärt, was es mit dem Zähneknirschen auf sich hat, wie man es bei sich feststellt und was man dagegen tun kann.

In diesem Text:

  • Was ist Zähneknirschen?
  • Was sind die Ursachen für Zähneknirschen?
  • Möglich Folgen von Zähneknirschen
  • Wie bemerkt man Zähneknirschen bei sich?
  • Wie wird Zähneknirschen behandelt?
  • Was kann man selbst tun?

Frage: Herr Dr. Hüren, was genau ist eigentlich Zähneknirschen?

Dr. Hüren: Unter Zähneknirschen versteht man meist unbewusste Kieferaktivitäten, die mit Kontakt zwischen den Zahnreihen und anhaltender oder rhythmischer Kiefermuskelbeanspruchung einhergehen. Dazu zählen das Aufeinanderreiben der Zähne, das Kieferzusammenpressen und das „Klappern“ mit den Zähnen. Auch konstante Anspannung der Kiefermuskulatur gehört dazu – nach neuerer Definition sogar dann, wenn sich die Zähne dabei nicht berühren. Medizinisch spricht man von „Bruxismus“. Bruxismus kann sowohl im Wachzustand als auch im Schlaf auftreten. Man unterscheidet also zwischen Wachbruxismus und Schlafbruxismus.

Ursachen für Zähneknirschen

Frage: Und warum knirschen Menschen mit den Zähnen?

Dr. Hüren: Nach heutigem Wissensstand geht man davon aus, dass Bruxismus ein zentralnervöses Phänomen ist. Es handelt sich dabei aber nicht um eine Zwangshandlung bzw. nicht um eine psychische Störung, sondern eher um ein automatisiertes Verhalten mit „Ventilfunktion“. Menschen, die mit den Zähnen knirschen, machen das, um Stress abzubauen. Meistens ist das eine unwillkürliche Handlung, häufig erfolgt sie im Schlaf – siehe Schlafbruxismus. Jeder kennt ja die Redensart „Da musst du jetzt mal die Zähne zusammenbeißen“. Sie macht deutlich, wie gut der Stressabbau durch Kiefermuskelaktivität funktioniert. Wenn man die Zähne „zusammenbeißt“, kann man Stress oder Schmerz tatsächlich deutlich besser ertragen.

Frage: Also ist Zähneknirschen nicht generell schlecht?

Dr. Hüren: Nein. Gelegentliches bewusstes Zähneknirschen oder Kieferzusammenpressen, etwa beim Heben schwerer Lasten, hat keine negativen gesundheitlichen Auswirkungen. Und auch unbewusstes Knirschen hat seinen Sinn. Man weiß zum Beispiel, dass bei 50 Prozent aller Babies phasenweise Schlafbruxismus auftritt – sehr wahrscheinlich, damit sich die Zähne des Oberkiefers und des Unterkiefers optimal aufeinander einstellen können. Zu einem Problem wird Bruxismus aber dann, wenn er dauerhaft unbewusst vorkommt. Das gilt auch für Zähneknirschen bei Kindern.

Mögliche Folgen von Zähneknirschen

Frage: Was kann schlimmstenfalls passieren, wenn man dauerhaft mit den Zähnen knirscht?

Dr. Hüren: Beim Zähneknirschen wird immer etwas Zahnschmelz abgetragen. Zahnschmelz regeneriert sich nicht, und dort, wo er fehlt, steigt die Kariesgefahr. Über kurz oder lang entstehen durch Bruxismus also Zahnschäden. Reparierte Zähne – also Zähne mit Füllungen oder mit Kronen – können durch Zähneknirschen erneut restaurierungsbedürftig werden. Das starke Anspannen der Kiefermuskeln kann außerdem Überlastungserscheinungen hervorrufen. Dann treten Kieferschmerzen auf, die vielleicht die Kieferöffnungsfunktion einschränken. Im Extremfall kann es auch zu Schäden an den Kiefergelenken kommen. Kiefergelenkbeschwerden durch Zähneknirschen sind tatsächlich gar nicht so selten.

Frage: Wie verbreitet ist Zähneknirschen denn?

Dr. Hüren: Eine niederländische epidemiologische Studie aus dem Jahr 2019 bezifferte die Knirscherquote auf 16,5 Prozent aller Erwachsenen. Allerdings ist nicht jeder Fall behandlungsbedürftig. Wenn keine Zahnschmerzen durch Zähneknirschen auftreten und keine deutliche Zahnschädigung festzustellen ist, muss nicht zwangsläufig therapiert werden. Aber selbst, wenn nur die Hälfte der Fälle behandlungsbedürftig ist, betrifft das immerhin jeden zwölften Erwachsenen.

Zähneknirschen Diagnostik

Frage: Und wie kann man bei sich feststellen, ob man mit den Zähnen knirscht?

Dr. Hüren: Es gibt eine Reihen von Symptomen, die auf Zähneknirschen hindeuten. Das sind zum Beispiel häufig auftretende Schmerzen in der Kaumuskulatur oder in der Nackenmuskulatur, eine eingeschränkte Kieferöffnung oder überempfindliche Zähne. Wenn sich das Zähneknirschen nachts abspielt, treten diese Symptome vor allem morgens nach dem Aufstehen auf. Auch das häufige Aufbrechen oder Herausfallen von Füllungen aus scheinbar unerfindlichen Gründen ist ein Indiz für Zähneknirschen. In der Regel ist es aber der Zahnarzt, der das Problem im Rahmen der Funktionsdiagnostik erkennt.

Frage: Woran sieht der Zahnarzt, dass jemand mit den Zähnen knirscht?

Dr. Hüren: Am Zustand der Zähne. Die Zahnbeschaffenheit ist jedenfalls schon mal ein Indiz. Meistens gibt es noch mehr Anzeichen, wie z. B. eine asymmetrische oder vergrößerte Kaumuskulatur oder überbewegliche Zähne ohne diagnostizierte Parodontitis. Der Rest klärt sich dann über eine Befragung des Patienten bzw. der Patientin. Häufig stellt sich dann auch heraus, dass der Lebensgefährte oder die Lebensgefährtin das nächtliche Zähneknirschen bemerkt hat.

Zähneknirschen Behandlung

Frage: Wenn nun Zähneknirschen diagnostiziert wurde und die Sache behandelt werden muss – wie sieht die Behandlung dann aus?

Dr. Hüren: Bei pathologischem Bruxismus verschreibt der Zahnarzt bzw. die Zahnärztin eine Zahnschiene, auch „Aufbissschiene“ genannt. Sie schützt die Zähne mechanisch. Ergänzend kann auch eine Physiotherapie sinnvoll sein, wenn die Kaumuskulatur Teil des Problems ist. Beide Maßnahmen bekämpfen aber nur das Symptom, also das Knirschen selbst. Darüber hinaus sollte auch die Ursache angegangen werden. Progressive Muskelentspannung, autogenes Training und Meditation können zum Beispiel dazu beitragen, dass bei den Betroffenen die Stressanfälligkeit sinkt.

Frage: Wo bekommt man die Zahnschiene? In der Apotheke?

Dr. Hüren: Nein, eine Zahnschiene gegen Zähneknirschen muss individuell angefertigt werden. Das macht das Zahnlabor.

Frage: Wann und wie lange muss man die Schiene tragen?

Dr. Hüren: Die Zahnschiene muss man regelmäßig nachts tragen, gegebenenfalls auch beim Sport. Viele Sporttreibende neigen nämlich dazu, bei körperlicher Anstrengung die Zähne aufeinanderzupressen. Für den Sport wird allerdings ein anderes Schienenmodell gewählt als für die Nacht. Wenn die Zahnschiene gut angepasst wurde, erzeugt sie auch kein Störgefühl. In halbjährlichen Intervallen muss die Schiene dann kontrolliert werden, denn natürlich zeigen sich auf ihr irgendwann Verschleißerscheinungen wie Furchen oder Vertiefungen. Die tatsächliche Tragedauer hängt vom Einzelfall ab.

Was man selbst tun kann

Frage: Wie kann man als Zähneknirscher selbst zur Vermeidung von Problemen beitragen?

Dr. Hüren: Selbstmassage ist hilfreich, vor allem bei Verspannungen der Kaumuskulatur. Am besten stützt man dazu in sitzender Haltung die Ellbogen auf einer Tischplatte auf und massiert sich die Kiefermuskeln mit den Händen in kreisförmigen Bewegungen. Der Mund sollte dabei leicht geöffnet sein. Das kann man mehrmals täglich wiederholen. Und natürlich sollten Knirscher ihre Lebensumstände auf den Prüfstand stellen, denn Zähneknirschen wird ja, wie gesagt, vornehmlich durch wiederkehrenden Stress hervorgerufen: Ist der persönliche Alltag insgesamt zu stressig? Wenn ja: Welche Möglichkeiten gibt es, Stressoren auszumerzen? Vielleicht hilft ein besseres Zeitmanagement, vielleicht ist es aber auch an der Zeit, im Beruflichen wie im Privaten über eine Veränderung nachzudenken.

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