Zahnzwischenräume: kleine Nische, die große Aufmerksamkeit verdienen
Zwischen den Zähnen ist mehr „los“, als man gemeinhin denkt – denn die Zahnzwischenräume sind nie lange leer. Zwischen ihnen sammeln sich immer wieder Essensrückstände und Bakterien an, und wenn diese nicht entfernt werden, entwickeln sie bald ein regelrechtes Eigenleben. Die Folgen sind dann Fäulnis, gegebenenfalls Mundgeruch und Karies. Man muss also regelmäßig die Zahnzwischenräume säubern, das gehört zur Zahnpflege dazu. Es ist auch nicht allzu schwierig. Zahnarzt Dr. Dennis Hüren erklärt, warum Interdentalhygiene schon bei Kindern wichtig ist und was man generell dabei beachten sollte.
In diesem Text:
- Karies in den Zahnzwischenräumen
- Geeignete Reinigungsinstrumente: Zahnseide und Interdentalbürsten
- Zahnzwischenräume säubern – so geht’s
- Wahl der richtigen Interdentalbürste
- Säuberung der Zahnzwischenräume bei Kindern
- Zahnzwischenraumreinigung beim Zahnarzt
Karies in den Zahnzwischenräumen
Frage: Herr Dr. Hüren, warum darf man beim Zähneputzen die Zahnzwischenräume nicht außer Acht lassen?
Dr. Hüren: Weil dort die „Löcher“ in den Zähnen entstehen! Die sogenannten Kariesprädilektionsstellen – also die Stellen, an denen sich bevorzugt Karies bildet –, sind nicht außen am Zahn. Sie befinden sich vielmehr zwischen den Zähnen, und zwar da, wo die Zähne eng aneinander liegen. Dort bleiben nach dem Essen oft Speisepartikel zurück. Bakterien, die darin angesiedelt sind, bilden mit der Zeit Plaque, sprich Zahnbelag, und daraus kann dann Karies werden. Deshalb ist bei Kariesbildung häufig auch nicht nur ein einzelner Zahn betroffen; meistens sind zwei nebeneinanderstehende Zähne kariös.
Geeignete Reinigungsinstrumente: Zahnseide und Interdentalbürsten
Frage: Und wie kann man am besten die Zahnzwischenräume reinigen?
Dr. Hüren: Jedenfalls nicht mit einer normalen Zahnbürste. Beim Zähneputzen mit einer gewöhnlichen Bürste erreicht man nämlich lediglich die Außen- und die Innenfläche sowie die Kauflächen der Zähne. Das sind aber nur 70 Prozent aller freiliegenden Zahnoberflächen. Die restlichen 30 Prozent erwischt man mit einer Zahnbürste nicht. Selbst mit der besten elektrischen Zahnbürste kann man die Zahnzwischenräume nicht vernünftig säubern. Für das Reinigen der Zahnzwischenräume sind deshalb andere Instrumente erforderlich, nämlich Zahnseide oder Interdentalbürsten.
Frage: Wann benutzt man das eine, wann das andere?
Dr. Hüren: Zahnseide ist das geeignete Instrument für alle, die eng beieinanderstehende Zähne haben. Das sind insbesondere junge Menschen und Menschen mit gesunden Zahnfleischpapillen. Bei ihnen würde eine sogenannte Interdentalbürste, also eine Zahnzwischenraumbürste, gar nicht zwischen die Zähne passen. Für Menschen mit größeren Zahnzwischenräumen sind Interdentalbürsten aber eine gute Sache.
Zahnzwischenräume säubern – so geht’s
Frage: Und wie geht man beim Säubern der Zahnzwischenräume am besten vor?
Dr. Hüren: Wenn man Zahnseide benutzen will, schneidet man von der Zahnseiderolle ein etwa 50 cm langes Stück ab, wickelt sich die Enden um die Mittelfinger, spannt es mit den Daumen und den Zeigefingern und bewegt den Faden zwischen zwei Zähnen und her. Zum Abschluss wird der Faden dann halb um einen der beiden Zähne geschlungen und in dieser Position wieder aus dem Zwischenraum herausgezogen. Für jeden Zwischenraum sollte man einen sauberen Abschnitt des Fadens verwenden. Wenn man eine Interdentalbürste benutzen will, steckt man den Bürstenkopf in einen Zahnzwischenraum und bewegt ihn dort hin und her. Bevor man die Bürste dann in den nächsten Zwischenraum einsteckt, spült man sie gründlich unter fließendem Wasser ab. Und übrigens: Auf eine Interdentalbürste gehört keine Zahnpasta! Da es in den Zahnzwischenräumen kaum schützenden Zahnschmelz gibt, würden man mit Zahnpaste das Dentin an den Zahnhälsen abschmirgeln.
Frage: Ist das korrekte Säubern der Zahnzwischenräume unangenehm?
Dr. Hüren: Nein. Wer beim Verwenden von Zahnseide Schmerzen hat, hat definitiv ein Zahnproblem und sollte schleunigst einen Termin beim Zahnarzt machen.
Frage: Was ist mit dem „normalen“ Zähneputzen – macht man das am besten vorher oder nachher?
Dr. Hüren: Sinnvoller Weise macht man’s nachher, denn nur so kann man sicherstellen, dass die mit der Zahnseide oder Interdentalbürste gelösten Partikel auch aus dem Mund verschwinden. Wer sich lieber vorher die Zähne putzt, sollte im Anschluss an das Säubern der Zahnzwischenräume wenigstens noch einmal nachputzen.
Wahl der richtigen Interdentalbürste
Frage: Nach welchen Kriterien sollte man Interdentalbürsten auswählen? Oder anders gefragt: Welche ist die beste Interdentalbürste? Und wo bekommt man sie?
Dr. Hüren: : Interdentalbürsten gibt es in jedem Drogeriemarkt. Die beste Interdentalbürste ist die, die gut in die eigenen Zahnzwischenräume passt. Die Marke oder Bauart spielt dabei keine Rolle. Man muss nur wissen, dass es Interdentalbürsten in verschiedenen Größen gibt. Eine Bürste, die man sich nur mit Kraftanstrengung zwischen die Zähne quetschen kann, ist zu groß; da besteht die Gefahr, dass man sich mit ihr das Zahnfleisch verletzt. Eine Bürste, die im Zahnzwischenraum noch viel „Luft“ nach links und rechts hat, ist dagegen zu klein.
Frage: Wann bzw. in welchen Intervallen sollte man die Interdentalbürste wechseln?
Dr. Hüren: Das hängt davon ab, wie oft man sie pro Woche verwendet. Wenn man sie jeden Tag, also an sieben Tage pro Woche, verwendet, dann ist jede Woche eine neue Bürste fällig. Je nach Qualität der Bürste kann das Austauschen auch schon früher sinnvoll sein – etwa dann, wenn die Bürste Borsten verliert. Interdentalbürsten werden ohnehin nicht einzeln verkauft, es gibt sie immer als Sammelpäckchen.
Frage: Stichwort Häufigkeit – wie häufig sollte man die Zahnzwischenräume säubern?
Dr. Hüren: Es schadet nicht, das bei jedem Zähneputzen zu machen. Wenn man es nur einmal am Tag machen will, dann am besten beim abendlichen Zähneputzen vor dem Schlafengehen, damit über Nacht keine Speisereste zwischen den Zähnen verbleiben. Und selbst, wenn man es nur jeden zweiten Tag macht, ist das allemal besser, als es gar nicht zu machen.
Säuberung der Zahnzwischenräume bei Kindern
Frage: Ab welchem Alter ist es sinnvoll, bei der Zahnpflege auch die Zahnzwischenräume einzubeziehen?
Dr. Hüren: Ab dem Alter, ab dem es auch mit dem Zähneputzen losgeht. Im Ernst: Es empfiehlt sich, Kinder von Anfang an an den Gebrauch von Zahnseide zu gewöhnen, spätestens ab dem Grundschulalter. Bei Kindern stehen die Zähne normalerweise ja noch recht eng beieinander – wenn da einmal etwas „dazwischenkommt“, sitzt es entsprechend fest. Mit der Zahnbürste bekommen die Kinder es dann nicht wieder los. Zahnseide-Einsatz ist, wie gesagt, bei gesunden Zähnen nicht schmerzhaft. Kinder sollten damit also kein Problem haben.
Zahnzwischenraumreinigung beim Zahnarzt
Frage: Und wenn man nun ab dem Kindesalter regelmäßig seine Zähne und seine Zahnzwischenräume säubert – hat man dann eine perfekte Mundhygiene?
Dr. Hüren: Abgesehen davon, dass man bei der Mundhygiene auch die Zunge nicht vergessen darf – aber das ist eigentlich ein eigenes Thema –, ist mindestens einmal im Jahr auch eine professionelle Zahnreinigung beim Zahnarzt ratsam. Denn selbst, wenn man sich die Zähne täglich mehrmals putzt und die Zahnzwischenräume mit Zahnseide oder einer Interdentalbürste reinigt: Zahnstein und Verfärbungen können trotzdem auftreten. Bei der professionellen Zahnreinigung werden die Zähne und die Zahnzwischenräume sehr gründlich von beidem befreit; anschließend werden die Zähne dann mit einer Politur behandelt. Das Polieren macht die Zähne glatter, sodass Plaque sich dann nicht mehr so leicht bilden kann. Eine professionelle Zahnreinigung ist also nicht nur im Hinblick auf gute Mundhygiene wichtig, sie hat auch einen Prophylaxe-Effekt – und eine schöne optische Wirkung.